Botterstulln miet oder uhne Rusining

Eine Adventsplauderei von Br. Fischer.

I nu du Ugelick, sahte meine Olte, schu wiedr is ä Gohr wag, nu mächt ich miech nei zon Wetzelbäck mochn un de Botterstulln bestelln. Un dos saht se geleich nooch dr Kirmis!! Ha, saht ich, nu kahste geleich wiedr Rusining un Ziternot eikaafen un ´s bissel Gald, wos noch do is, vulters vrmahrn. Nu gieht’s Gebarz wiedr lus, nu kahste dich wiedr austunne, ebbr dos soog ich dr geleich, Gald ho ich dr kahns. Ei vrdambo, do wor ich odr urnlich nei ins Fattnabbl getraaten. „Mahrgusch“, saht se, „du latscht nu äffu hie, mach när kah setts Gemahr. Zum Towack, neie Pfeifn, Skotspieln un in dr Nocht um dreie ähämmkumme, do langt’s eitel zu. Odr wenn unnrahns, wu mrsch ´s gonze Gohr net aus dr Bude draußnauskimmt un eitel scheiert un wäscht un flickt un sich ohdroscht, daß jo dos bissl Frassn zer richting Menut offn Tiesch stieht, ah amol sänn Spoß hom will, noochrt is‘ off amol kah Gald net do. Odr dos soog ich dr, gebockn ward un ah netz e knopp. Wu´s Gald harkimmt, kahm r egal sei“, saht se. – Inusse, saht ich, destrwang brauchst de miech net ässu ahzeraunzen, ich hör net schwar, un vun wang känn Spoß hom, do will ich dr när soong, doß de zu Ustrn, ze Pfingstn, zon Schitzenfast, zon Gohrmarkt, zon Turnerfast, zor Kirmis un bei jedr Hundehuchzig gebockn host. Dos is´ hier in Gebarg geroodezu schracklich, do sein de Weibsn meh bänn Bäckn als drhamm, saht ich. Do is´ in Niedrland ganz annersch, do gibt´s zor Kirmis Kuung un ze Weihnochtn Botterstulln un domit fartig, saht ich. Ebbr hier, do is´ dos latzte Stullnkappl kaum nei in dann vullergefrassn Moong, do ränne se schu wiedr zon Bäckn. Dann Bäcknduft in dr Bude ward mrsch ganze Gohr net lus. Do mächt mr sich änn Bittrn noochn annern kaafn, när settr Usinn dohier. Kah Hemd söllt mr sich kaafn, när Bittern, wang dann Kuungeschmack un dann vieln Argr, saht ich. – „In nu du Gerachtspruch, du daamischr du“, bökete se mich ah, „war hot dä allemol dos meeste gefrassn, hä, kahste mir dos net soong? Un dos will ich dr när soong, gebockn ward“, saht se, „Weihnochtn un net bockn? Schaam diech när, schaam diech in Tud nei, du olter Lausknickr.“ – Pfatsch! De Tir flogg zu un ich saß nu do off dr Ufnbonk mit dann eigerihrtn Brei. –

Racht hot se, dacht ich bei mr, gebockn muß warn ze Weihnochtn, ich wullt när ä bissl brammsn. Un wemmr bei dar net brammst, ässu e Sticker zah Botterstulln un verzn Betukuung is bei dar wie gor nischt. Na wardt när, mr warn schu wiedr ahnig warn. – Herschte! Wu stackste dä, kumm när mol rei, schrier ich naus in dr Kich. Un wie se reikam, saht ich, also gebockn ward, dos ho ich dr doch geleich gesaht, un heit Omstn gieh ich Skot spieln, hätte, ich ho dr namlich itze immer setts Gelick, saht ich, do neilich hot ich ah änn Toler gewunne, saht ich. – „I nusse“, saht se, „dos is wuhl dar Toler, dar in männ Kastl fahlt?“ saht se. – Gieh när, saht ich, dann werschte wuhl salberscht vrmahrt hom, saht ich, un wenn ich heit wiedr setts Gelick ho, un dos ho ich, dann springe de Rusining un´s Ziternot schu mit raus. Natirlich, saht ich, mr muß ah erscht wos nei ins Geschaft stackn. Haste net ä boor Gruschn verahnzelts Gald? – „O, ihr Mannsn!“ saht se, un hauet mr fimfefufzig Pfeng hie offn Tiesch, dos es när ässu blemmberet. „Kumm odr net arscht wiedr üm dreie ähämm“, saht se, „ich mächt när wiss´n, wos ihr do immr ässu mahrt, do haaßt´s eitel, mir Weibsn tätn klatschn, odr wenn ihr Mannr besamme seit, so sitzt ´r wie ohgenahlt“, saht se. – Ich mahr net miet, ich hör när zu, do kahm r wos larne, saht ich. Do neilich hot dr Zschorsch ne Leitn beigebrocht, wos dr Dulchstuß hintn nei is, und r Emil hot drzählt, wie de Kirngsteirn gemocht warn, die m ritze vir Weihnochtn noch bezohln darfn, saht ich. Un dr Gustav vun dr Sähm mahnet, doß dr klahne Mah nischt ahfange söllt. ´s Maul ho ich urnlich aafgesparrt, wie dr Finanzr drklähret, doß de Kaufleit off jeds Dietl salz noch draufleeng miss un sich kah Tippl Bier net kaafn känne. Do neilich lief änn annrn urnlich de Berscht unnr dr Nos aaf un do schrier, Deitschland gieht unnr, de Beomtn frassn ´s aaf, die hom eitl settn Hungr. Intresant is, wenn dr Olbin vun dann teiern bahmischen Aeppln drzöhlt un wu ar ibroll rümkutschiert, un wos unnrwags olles vrfault, eh die boor Kriebsr harkumme. Urnlich gruselig wards änn do, wenn ahnr ässu mit oller Gewalt offn Biertiesch draufhaat, dos de Gelösr huppn. Dos is immr ´s arschte Zahng, doß ´r garne Stadtvrurdneter warn will un wie ´r noochrts arscht amol Ordning in dr Sitzing bränge will. Diätn gibt noochrts fei nimmr. Na, saht ich, wenn ´s när net do ässu ward, wie gener sahte: Laßt miech när net naufkumme! Naufkumme is ´r ah, odr bis itze hot ´r ah när genickt. Bluß hinnrhar in dr Hausflur vun Rothaus hot ´r mol gesaht: „Heit hätt iech ball wos gesaht, iech wullt när nischt soong.“ – Ha, saht ich, unner Bargemestr, dos is ä Mannl, dar brengt se schu zor Ruh, un dos is ah richtig ässu. Schod is när, doß ´r kah Pfeif net raang ka wie dr Scheimbargr. Do neilich, saht ich, drfuhr ich ah, worüm de Heisr un de Lädn olle su schie virgericht warn. Dos mißt‘n se machen, saht’n se, sistern käme ´s Finanzamt un täte olles Gald wagsteiern. Ah vun Preisabbau hom se drzählt, wie do olles naufgieht in dr Höh statt runnr. Bluß de Gastwört hom e Eisah gehott un sei änn Fimfer runnrgange mit´n Bier. Wemmr do itze furtgieht, saht ich, do kahm mr bluß spar nun do springt wiedr wos raus vor de Rusining un ´s Ziternot. Also, saht ich, itze gieh ich e bissl niebr zon Bernhard un zor Morie. Off Wiedersahn! saht ich, un machet zon Zindluch naus – – – !

Und somit lassen wir das liebe Weibel ruhig einschlafen und betrachten die Weihnachtsbäckerei einmal von einer andern Seite. Das Hauptgebäck zu Weihnachten ist bekanntlich in Mitteldeutschland, Thüringen, Sachsen und Schlesien der Christstollen, auch Butterstollen genannt. Erst nach und nach hat sich dieses süße, mit Mandeln, Rosinen und Zitronat gewürzte Gebäck auch außerhalb Deutschlands eingebürgert. In Italien ist früher namentlich Mailand durch das Christbrot berühmt geworden und spielt in den Städten noch eine große Rolle. In Neapel werden nicht selten zu Weihnachten 8- bis 10 000 Stück Mailänder Christbrote eingeführt. Hauptsächlich sind es dort die Nonnenklöster, welche die Weihnachtsleckereien liefern. In Frankreich hat der Stollen, wie auch der Christbaum, seit 1870/71 Eingang gefunden.

Die Sitte, das Weihnachtsfest mit einem besonderen Gebäck zu verherrlichen, ist schon uralt und weit verbreitet. Kaiser Konstantin (324 n. Chr. Geb.), der in Konstantinopel einen prachtvollen Saal zur Abhaltung des Weihnachtsfestmahles hatte bauen lassen, ließ am Ende desselben süßen Weihnachtskuchen unter das Volk verteilen. Auch schon bei den alten Angelsachsen finden wir um die Weihnachtszeit eine Art Pudding auf der Tafel, der heute noch in England am 25. Dezember so gebräuchlich ist, daß er sogar in Gefängnissen verteilt wird. Außerdem gibt es in England zur Christzeit seit Jahrhunderten eine Weihnachtspastete, hergestellt aus Zunge, Geflügel, Eiern, Zucker, Rosinen, Zitronenschale, Mehl und vielen Gewürzen. Sie ist wie eine Krippe geformt. Die vielen Gewürze sollen an die Geschenke der Weisen aus dem Morgenlande erinnern. In Dänemark, Schweden und Norwegen wird von jeher der „Julback“, ein Brot aus bestem Mehl, zur Weihnachtszeit gegessen, in Holstein aber wird seit urdenklichen Zeiten der 24. Dezember der „Vollbauchsabend“ genannt. An diesem Abend werden unheimliche Mengen von „Ochsenaugen“, eine Art Pfannkuchen, vertilgt. – Weil nun viele Menschen (auch „Schlatner“) den „Hals net vuller krieng känne“, so gibt es zu den Festtagen noch allerhand „Betukuung“, betan oder belegt mit vielerlei Leckereien, sowie Pfeffer- und Lebkuchen und sonstige Süßigkeiten, übere deren Bedeutung und wie man sich dabei am besten den Magen verderben kann, mein ziemlich guter Freund vielleicht demnächst eine besondere Abhandlung schreiben wird. –

Hier soll nur noch erörtert werden, woher der Stollen und seine eigentümliche Form stammt. Vor Jahrtausenden feierten unsere heidnischen Vorfahren schon Ende Dezember das Julfest aus Freude darüber, daß die belebende Sonne wiederkehrt und bald wieder die allnährende Erde erweckt. Dabei schmückte man die Gehöfte mit Tannenzweigen, viele Kienspäne und Fackeln leuchteten, Aepfel und Nüsse wurden in froher Zuversicht auf die zu erhoffende neue Ernte verteilt, und zu Ehren des segenbringenden Sonnengottes erklangen fromme Lieder. Das uralte Haustier aber, das dem Sonnengott geheiligte Schwein, lieferte den passenden Festbraten. Wer solchen nicht beschaffen konnte, der buk aus Mehl einen Kuchen von der Gestalt eines Schweines, also den Stollen. Noch heute bildet man auf dem schon vorhin genannten „Julback“ (Julfestgebäck) in den nordischen Ländern einen Eber ab.

Als nun vor mehr denn tausend Jahren die christlichen Sendboten unsere Vorfahren zum Christentum bekehrten, behielten sie das schöne Julfest bei, da es mit Christi Geburt zusammenfällt. Das Tannenreisig wuchs zum Christbaum aus, Aepfel und Nüssen wurden als besondere Festgaben beibehalten, und der Festbraten blieb auch – aber in Gestalt des Stollen.

Im Laufe der Zeit hat man dem Stollen aber eine andere Bedeutung gegeben und aufgeprägt. Er soll die Form eines Wickelkindes oder einer Krippe nachahmen zur Erinnerung an die Geburt des Christkindes, weswegen er auch in verschiedenen Gegenden Christwecke, gemeinhin auch Christstollen genannt wird. Da er in unsern Häusern meist in der Mehrzahl auftritt und sich demzufolge lange saftig halten soll, so wird er – – namentlich in Schlettau – – unter Verwendung unheimlich vieler Butter (oder „Resi“?) hergestellt. Daher ist bei uns im Gebirge der Name Butterstolln üblich geworden. – – –

Inzwischen hat es drei Uhr nachts geschlagen. – Hurch, war kimmt dä do de Trepp raufgestulpert? Dr gelickliche Skotbrudr! Un blöst änn Bischel nooch ´n annern wag, doß´r de truppete Nos net drfriehrt. Andlich hot´r de Kammertir drwischt. – „När die Schand, ´s is warklich wiedr üm dreie, un wie de stierscht, wie ä ohgestuchnes Kolb!“ – „Bi när ruhig“ – – hupp – – bi när fruh, doß ich do bi, su ä schnie, mr kahne kaum drwoten“, – – hupp – hupp –. Hau när mol de Warmflosch ribr, ich – – hupp, hupp – kah mr de Fieß net drwarme – – hupp – hupp! „Ei ei! Ihr Saufzumpeln! Aessu ze pietschn! Hoste dä gewunne?“ – „Gelick hutt ich – ahne Runde nooch dr annern gobs ümmesist, hupp – un Pens´ln gob´s, uije – hupp – odr dar verfluchte Mallakuff, – hupp – dar macht änn gonz mallöhrisch – hupp – „Ebb de Gelick huttst in Spiel, will ich wiss´n?“ – Ach su – hupp –, herschte, ich will dr wos soong, mr warn heier amol de Stotterbulln – ei Botterstulln – hupp – uhne Rusining backn miss´n! – rrh – rrrh – rrrrh – Kurzschluß!

Schluß auch mit der Plauderei über die Christstollen und ob mit oder ohne Rosinen, die Hauptsache ist, „doß se gerotn!“

Schlettauer Heimatblätter. 1. Jahrgang, Nr. 4 v. 23. Dezember 1925, S. 3 – 5